Unterwegs auf der Rota Vicentina, dem Fischerpfad, entlang der Alentejo Küste Portugals
Der Fernwanderweg „Rota Vicentina“, im Südwesten Portugals, besteht aus unterschiedlichen Wanderwegen durch das Hinterland (Camino Historico) und entlang der Alentejo Küste, von Porto Covo im Norden bis hin an den südwestlichsten Zipfel zum Capo dos Sao Vicente. Dieser sogenannte Fischerpfad oder auch „Trilho dos Psecadores“, verläuft hauptsächlich entlang der Küstenlinie, über einsame Buchten und lange Standständen, über Dünen und durch malerische Fischerdörfer, innerhalb eines ca. 76.000 Hektar großen Naturparks (Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina).
Die Länge des Weges wird zwischen 75 KM und 120 KM angegeben, je nach Variante, Neugier und Kondition. Man kann diesen auch in beide Richtungen laufen. Einen guten Überblick der Strecken mit einer interaktiven Karte findet man hier auf der offiziellen Seite. Einzelne Abschnitte sind sehr anstrengend da sie überwiegend über „Sand“ führen und eine gute Konstitution voraussetzen. Hier heist es zwei Schritte nach vorne, einen nach hinten. Für 20 KM benötigt man in der Regel 8 STD Gehzeit, ohne Pausen. Einigermaßen sandresistente Wanderschuhe oder Gamaschen sind von Vorteil. Das Laufen im Sand, besonders mit Rucksack, ist eine völlig andere Gangart und erfordert einiges an Durchhaltevermögen, besonders dann wenn einem auch noch die pralle Sonne ins Gesicht scheint.
Bei der Planung sollte man daher auch die Temperaturen beachten, die im Sommer besonders hoch werden können. Die optimale Wanderzeit ist somit entweder der Frühling oder der Spätsommer. Aber gerade Anfang Oktober hat man ein ausgeglichenes Wetter, nicht zu heiß, fast keinen Niederschlag und mit angenehmen und kühlen Nächten. Der plötzlich aufkommende Küstennebel am Morgen, kann einem allerdings auch die spektakuläre Sicht auf den Atlantik vermiesen.
Da kein Regen für meine Woche (1.-9.10.19) vorhergesagt wurde, ließ ich meine Regenjacke und auch die lange Wanderhose zu Hause und beschränkte mein Packmaß inkl. Rucksack auf ca. 5,2 KG, was wirklich von Vorteil war. Alle meine Unterkünfte hatte ich im Vorfeld über Booking.com reserviert. Es finden sich genügend Schlafmöglichkeiten entlang der Strecke, von einfachen Hostels mit Mehrbettzimmern bis hin zu kleinen und gut ausgestatteten Hotels. Wer mutig ist, kann sich auch spontan bei Ankunft was suchen. Einfach im ansässigen Kaffee nachfragen, irgendjemand vermietet immer noch ein Privatzimmer. Wer gerne Fisch und Meeresfrüchte isst, kommt hier voll auf seine Kosten, immer fangfrisch und einfach zubereitet serviert, meistens gegrillt und mit den sich immer wiederholenden Beilagen.
Das Streckennetz ist nicht immer gut ausgeschildert, häufig fehlen an markanten Kreuzungen die Markierung, in den Dünenpfaden ist diese teilweise gar nicht zufinden. Eine wirklich herausragende Karten App ist die kostenfreie Mapy.cz für iOS und Android. Die Karten können zur Offlinenutzung herunter geladen werden und beinhalten automatisch alle vorhandenen Wege und Varianten des Fischerpfades und der Rota Vicentina.
Mein Streckenverlauf auf dem Fischerpfad
Tag 1 – Faro – Cercal – Porto Covo
Am 1.10.2019 flog ich mit Ryanair von Frankfurt nach Faro, fuhr am Abend dann mit dem Taxi in die Stadt und übernachtete im Gasthaus Happy House , einem kleinen Hotel nur 5 Gehminuten vom Bahnhof entfernt.
Am nächsten Tag ging es dann mit dem Zug nach Amoreiras-Gare. Der IC 670 (Richtung Lissabon) fährt jeden Tag um 08.22 von Gleis 4 los und benötigt 1:26 STD für diese Strecke. Da Amoreiras-Gare eine sehr kleine Ortschaft ohne jegliche Infrastruktur ist, hatte ich vorher das Taxiunternehmen „Táxis Aníbal Pereira“ (adelialigeiro@gmail.com) mit der Abholung beauftragt. Pünktlich stand mein Fahrer vor dem Ausgang und nach einer Tasse Cafe, im gegenüberliegenden Bistro, brachte mich Fernando anstandslos in das 30 Minuten entfernte Städtchen Cercal. Den Fixpreis von €45,- hatte ich per Email bereits ausgehandelt.
Die 18 KM von Cercal bis nach Porto Covo ließen sich gut laufen, entlang der Korkeichen Plantagen, durch die typischen Eukalyptuswälder Portugals, über Feld und Flur, immer erwartungsvoll das Meer in Riech- und Sichtweite.
Tag 2 – Porto Covo – Vila Nova de Milfontes
Im Nachhinein betrachtet war dieser Tag der anstrengendste obgleich auch der Schönste. Mit etwas über 20 KM verläuft diese Stecke ausschließlich entlang der Küstenlinie, über Dünenkämme und langen Stränden hinweg. Die Aussichten sind spektakulär und atemberaubend, das Tosen der Brandung ein ständiger Begleiter in den Ohren, eine unfassbar schöne Naturlandschaft. Allerdings gibt es auf der gesamten Tour keine einzige Einkehrmöglichkeit, man sollte daher genügend Wasservorräte dabei haben! Angekommen in Milfontes, habe ich ein kleines Zimmer im Hotel Sol da Vila bezogen. Als Restaurant empfehle ich hier das Ritual Restaurante Tapas-Bar, das Steak schmeckte ausgezeichnet.
Tag 3 – Vila Nova de Milfontes – Almograve
Man sollte auf jeden Fall die kleine Fähre über den Rio Mira nehmen, so erspart man sich den mühseligen Umweg über die Autobrücke. Den kleinen Bootsanleger findet man am Ende der Sackgasse in der „Largo do Cais“. Nimmt man das Fährboot, erwartet einen eine Strecke von ca. 15 KM nach Almograve, der nicht minder spektakulär war wie die zuvor. Morgendlicher Küstennebel verhüllte die Landschaft in eine msytische Stimmung. Das Städtchen Almograve hat nicht viel zu bieten, dafür aber einen unvergesslichen Sonnenuntergang an der Praia de Almograve. Hier gibt es die fantastische „Bar da Praia by Casas Brancasdie“ die auf keiner Karte verzeichnet ist, aber mit einem sagenhaften Ausblick auf das Meer punktet. Zum „Sundown“ kann man hier kleine Speisen und Cocktails, in einer gechillten Atmosphäre genießen.
Tag 4 – Almograve – Zambujeira do Mar
Heute wurde in der Frühe aufgebrochen, knapp 22 KM standen auf dem Programm, dafür aber mit einigen Einkehrmöglichkeiten wie z.B. in Comercio, auf halber Strecke. Ungefähr fünf Kilometer vor Zambujeira, bei Porto das Barcas, verläuft der Weg allerdings über Asphalt, an einer Straße entlang, die nicht Enden wollte. In diesem kleinem Fischerhafen gibt es ein tolles Restaurant, das A Barca-Tranquitanas, mit leckeren Fischgerichten. Wer hier versackt, kann sich auch ein Taxi für die letzen 5 KM bestellen. Ich tat es nicht und kam dafür Abends erschöpft in Zambujeira an wo ich ein Privatzimmer bezog.
Tag 5 – Zambujeira do Mar – Odeceixe
Gelaufene 18 KM, gefühlte aber um einige mehr! Viele zähe Abschnitt charakterisieren diese Etappe. Die Entschädigung dafür war eine ausgiebige Nachmittagsrast am wohl berühmtesten Strand dieser Gegend, am „Praia de Odeceixe Mar“. Hier mündet der Fluß „Ribeira de Seixe“ mit einer großen Schleife im Meer und bildet ein wunderschönes Stranddelta. Bei Ebbe kann man den Fluss durchqueren um an das Nordufer und den Strand zu gelangen. Von da aus läuft man leider wieder die letzen 4 KM auf Asphalt bis hinein ins Landesinnere nach Odeceixe. Eine kleine Ortschaft mit einer hübschen Mühle auf einem Hügel, von dem man aus einen schönen Blick ins Umland hat. Hier trifft sich Jung and Alt zum Sonnenuntergang. Wer hier ein authentische Grill-Restaurant sucht, dem sei das Restaurante Chaparro empfohlen. Hier wird der frische Fisch noch richtig auf Kohle gegerillt.
Tag 6 – Odeceixe – Aljezur
Diese ca. 20 KM sollte man lieber mit Bus fahren! Die ersten Kilometer raus aus Odeceixe ließen auf eine romantische Etappe hoffen, so hieß diese auch „Camino Historico“, entlang eines offenen Frischwasserkanals, durch Kulturlandschaften hindurch und über vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das ging dann ca. 10 km eintönig weiter so bis nach Rogil, ein kleines Städtchen an einer Hauptstraße gelegen. Die anschließenden weiteren 10 KM nach Aljezur verliefen überwiegend auf staubigen Pisten und durch wüstenähnliche Landschaften. Der abschließende Abend in einem netten Hostel, Arrifana Pines , verschaffte die ersehnte Erholung in einer lustigen Runde mit unterschiedlichen Gästen und selbstgekochter Lasagne.
Tag 7 – Aljezur – Carrapateira
Aufgrund einiger, plötzlich aufgetretenen Knieprobleme, nahm ich am nächsten Morgen ein Taxi und fuhr zu meiner letzten Station dieser Reise, nach Carrapateira. Eine kleine Wanderung von da aus an den „Praia da Bordeira“ sollte für den Tag genügen. Bei Ebbe vergrößert sich der Strand ganz erheblich und gehört dann zu den größten Stränden der Algarve, der besonders bei Surfern beliebt ist, die mit ihren VW Bussen an jeder Ecke auf die perfekte Welle warten.
Hier ließ sich der Nachmittag herrlich verbringen, mit einem gekühlten Bierchen in der Bordeira Beach Bar.
Mein letzter Abend wurde mit einigen wieder getroffenen Mitläufern in einer kleinen Pizzeria in der Dorfmitte von Carrapateira gebührend verbracht. Am nächsten Morgen hieß es die Heimreise anzutreten, ein Taxi fuhr mich nach Lagos, von da aus ging es mit dem Zug nach Faro an den Flughafen.
Adeus Portugal, foi legal, eu volto!
Ohne Deinen Bericht von der Rota Vicentina hätte ich viele tolle Wanderungen in Portugal verpasst. Danke für die Inspiration!!!
Liebe Kathrin, danke für Deinen netten Kommentar. Liebe Grüße Heiner