Städtetrip Timisoara –  anders als erwartet

Nach zwei abwechslungsreichen Tagen in den Karpaten stand am Sonntag die Rückkehr nach Timisoara an. Eigentlich war geplant, am Vormittag im Nationalpark Retezat noch 3-4 Stunden zu unserem Ausgangspunkt in Rausor zurückzuwandern. Durch unsere Routenänderung am Samstag, stand unser Mietwagen aber bereits vor der Tür – also kein Wandern mehr am Sonntag.

Hier geht es zum Bericht über die Wanderung im Nationalpark Retezat.

Über die Landstraßen nach Timisoara

Frühstück im Retezat Nationalpark
Frühstück im Retezat Nationalpark

Wir frühstückten in dem französisch sprechenden Restaurant gegenüber, packten danach in aller Ruhe unsere Rucksäcke und beluden das Auto. Das Wetter war wieder super, allerdings meinte unser Gastgeber nach einem Blick in den Himmel, dass sich nachmittags schlechtes Wetter zusammenbrauen würde. Wir konnten es nicht glauben und unterhielten uns noch einige Zeit mit ihm. Gegen Mittag fuhren wir los nach Timisoara.

Rechtzeitiges Tanken ist gut für den Blutdruck

Wir nahmen den selben Weg zurück wie auf dem Hinweg am Freitag. Es ist wirklich eine tolle Berglandschaft, durch die man anfänglich fährt. Es schließen sich dann einfache Dörfer mit „ostzonalem“ Charme an. Die Dichte an geöffneten Tankstellen, war für uns überraschend. Wir fanden nämlich gar keine. Auf dem Hinweg hatten wir uns um das Tanken des Mietwagens nicht gekümmert, was keine gute Idee war. Die Tanknadel näherte sich stetig der Katastrophenmeldung. Wir befanden uns auf einer Landstraße, die kontinuierlich bergab ging. Um Sprit zu sparen, fuhren wir daher schätzungsweise 15 Kilometer mit ausgekuppeltem Getriebe.  Keiner hatte Lust an einem Sonntag liegen zu bleiben. Unser Puls ging nicht nur wegen der Getränke des Vorabends hoch und die Gespräche wurden kürzer. Nachdem uns einige Tankstellen erst in Euphorie und dann in Enttäuschung versetzten, weil sie sich letztendlich als geschlossen herausstellten, fanden wir quasi auf der letzten Rille eine offene Tankstelle. Jeder stellte klar, wie cool er die Situation gemeistert hat, und fuhren wir weiter.

Timisoara – für zwei Stunden wie im schönsten Sommerurlaub

Timisoara Hotel Casa del Sole
Innenhof Hotel Casa Del Sole – Timisoara

Das Wetter blieb auf dem gesamten Rückweg hervorragend. Man merkte an-  der steigenden Temperatur, dass man doch deutlich Höhenmeter verlor. Als wir nach ca. 2,5 Stunden in Timisoara ankamen, waren es bestimmt über 20 Grad – mitten im September. Wir fanden durch unser Navigationssystem im Smartphone problemlos das Hotel. Es liegt in einer rumpeligen Straße, wovon es in Timisoara noch so einige gibt. Man sieht deutlich, dass hier Gelder fehlen, um die alte, schöne Substanz im großen Stil zu sanieren.

Das Hotel heißt Boutique Hotel Casa del Sole und überraschte uns sehr positiv. Der Innenhof mit Pool bei besstem Wetter erinnerte an Urlaube in Italien oder Spanien. Der Preis ist für Timisoara eher hoch, aber für westeuropäische Verhältnisse günstig. Im angeschlossenen Restaurant kann man gut essen und den Pool nutzten wir selbstverständlich auch.

Unwetter in Timisoara

Das gute Wetter änderte sich in kürzester Zeit. Wir schwammen im Pool und sahen über den Dächern ziemlich dunkle Wolken heranziehen. Obwohl wir uns in einem Innenhof befanden, flogen auf einmal die ersten Tischdecken und Dreckwolken über den Pool. Wir verließen rechtzeitig das Wasser, bevor kurz darauf die ersten Blumenkübel im Becken landeten. Gegenüber ging das erste Fenster zu Bruch, und die großen Gastronomieschirme knickten ein. Wir standen geschützt vor einem der Hoteleingänge und konnten einen Baukran in einiger Entfernung beobachten, der kurz davor war umzukippen. Die Tauben waren  von dieser Wetteränderung ebenfalls überrascht worden und konnten sich nicht alle rechtzeitig in Sicherheit bringen. Sie wurden in der Luft hin und her geschleudert, einige lagen später tot auf den Straßen.

Unwetter in Timisoara
Unwetter in Timisoara

Das Ganze dauerte nur einige Minuten. Innerhalb kürzester Zeit fiel der Strom aus und im Hotel ging quasi nichts mehr.  Kurz darauf hörte man Sirenen aus allen Richtungen.

Wir ließen einige Zeit vergehen und machten uns am frühen Abend auf den Weg in die Stadt. Der Sturm hatte gravierende Schäden angerichtet. Es waren viele Dächer abgedeckt, unzählige Strommasten und Bäume umgeknickt, zerbrochene Dachziegel und anderes Zeug lag überall in den Straßen herum.

Hochzeit nach dem  Unwetter

Weiße Tauben in Timisoara
Weiße Tauben in Timisoara

Wir gingen etwas betreten durch die Stadt und landeten in einer skurrilen Hochzeitsszenerie in der Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen. Vor der Tür flatterten im ganzen Wirrwarr von umgestürzten Bäumen und Leitungen weiße Tauben in ihren Käfigen, die am Ende der Zeremonie freigelassen werden sollten.

Hochzeit in Timisoara
Hochzeit in Timisoara

Die Kirche war unbestuhlt und die Gäste und Zuschauer liefen bei Chorgesängen unaufhörlich durch das Mittelschiff. Wirklich eine absolut schräge Szenerie im Chaos der Aufräumarbeiten.

Timisoara Unwetter
Aufräumarbeiten in Timisoara

 

In der Stadt war die Bevölkerung und Rettungskräfte sehr schnell dabei, die Schäden zu beseitigen. Erst später hörten wir von den acht Toten und 77 Verletzten als Folge des Unwetters

Ein absolut erlebnisreiches Wochenende

Nach den Erlebnissen der letzten Tage ergab es sich quasi automatisch, dass wir gemeinsam am Abend im Hotelzimmer die Minibars beider Doppelzimmer komplett ausgetrunken haben.

Minibar
Minibartest

Es blieb wirklich nichts mehr über. Am Montagmorgen fuhren wir durch die durchgeschüttelte Stadt zum Flughafen. Viele Straßen waren noch gesperrt und wir erreichten gerade rechtzeitig den Flughafen, um nach Hahn zurückzufliegen.

Es war ein unglaublich abwechslungsreiches Wochenende, dass wir, abgesehen von dem Unwetter, nur empfehlen können – mit tollen Landschaft, netten Leute, vielen neuen Eindrücke und leckeres Bier. Alles gar nicht so weit weg, kostengünstig und gut zu erreichen.

Zum Bericht über die Wanderung im Nationalpark Retezat.

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