Unterwegs auf dem Camino del Norte – der Küstenweg

Von Santander nach Aviles

In sämtlicher Reiseliteratur ist immer vom Küstenweg die Rede, dabei sind es nur Teilabschnitte die an der Küste vorbeiführen, den größten Teil hingegen wandert man eigentlich durch das Spanische Hinterland. Der Camino del Norte oder auch der nordspanische Jakobsweg, ist ein ca. 860 km langer Pilgerweg und zählt zu den  ältesten Jakobswegen überhaupt. Er startet in den französisch/spanischen Grenzstädten Hendaye und Irun.

Hat man hingegen nur ein begrenztes „Pilgerfenster“, kann man auch nur Teilabschnitte laufen. Das funktioniert gut, es gibt mehrere Flughäfen und eine gut ausgebaute Eisenbahnstrecke die dem Pilgerweg folgt. Für weitere Beschreibungen des Camino del Norte verweise gerne ich auf die unzähligen Reiseführer, Blogs und anderen diversen Internetforen. Mein Augenmerk liegt hier mehr in der Fotografie und das Einfangen von besonderen Stimmungen. Es sind gerade diese Begegnungen und Momente die einen Pilgerweg interessant werden lassen, dass mit „sich alleine zu sein“ und das Beschäftigen mit sich selbst.

Meine Etappe

Aufgrund meines beschränkten Urlaubskontigents, habe ich mich für den Abschnitt Santander – Aviles (ca. 260 KM) entschieden. In beiden Städten gibt es Flughäfen, die man von Frankfurt/Main über Madrid gut erreichen kann, bzw. wieder zurück kommt. Die Spanische Fluggesellschaft IBERIA fliegt diese regelmäßig und zu günstigen Preisen an. Elf Tage sollten für diese Etappe reichen. Die Reisezeit legte ich wieder in den Oktober, auf die ersten beiden Wochen. Man glaubt es kaum, aber ich hatte nur am letzten Tag einen Regentag, sonst durchgehend Sonnenschein mit blauem Himmel und angenehmen 17° – 23° Grad Celsius.

Die Etappe von Santander nach Aviles

Zur Navigation benutzte ich diesmal ein Garmin eTrex 30x ein zuverlässiges Navigationsgerät, mit Batteriebetrieb! Eine entsprechende GPX Datei habe ich mir bei Fernwege.de runter-geladen und dann, ein wenig modifiziert, auf das Garmin übertragen. Das wandern mit solche einem Gerät empfand ich als sehr hilfreich, insbesondere dann wenn die Wegführung unklar war oder auch mal die wegweisende Jakobsmuschel an entscheidenden Kreuzungen fehlte (was durchaus vorkam).

Die Original Route verläuft eigentlich viel auf Landstraßen und abseits von der Küste. Die sog. Kasper-Routen sind dagegen meist kleine Trampelpfade entlang Steilküste.

Empfehlen kann ich außerdem, öfter mal den Camino zu verlassen und einen Teil auf dem europäischen Fernwanderweg E9 (rot/weiße Markierung) zu laufen, dieser verläuft nämlich sehr küstennah, mit spektakulären Ausblicken auf das Meer.

Tipp: Läuft man von Llanes bei Sonnenaufgang los, unbedingt den Küstenweg (E9) nehmen, dieser trifft dann bei Po wieder auf den Hauptweg. Auf der Karte hier ist dieser Weg rot gestrichelt.

Küstenweg E9 bei Llanes

Etappenplan und Unterkunftverzeichnis – Camino del Norte

Um ehrlich zu sein, habe ich die meisten Unterkünfte im Vorfeld über Booking.com reserviert, einfach um die Gewissheit zu haben Abends ein Quartier zu bekommen. Das entspannt die Nerven und sorgt für Zufriedenheit während der täglichen Wanderstrapazen.

Unterkünfte:

  1. Tag: Frankfurt a. M. / Santander – Boo de Piélagos, 14 KM – Albergue PIEDAD
  2. Tag: Boo de Piélagos – Santillana del Mar, 25 KM – El Convento
  3. Tag: Santillana del Mar – Comilla, 25 KM – Pensión Vega de Pas
  4. Tag: Comilla – Unquera, 28 KM – Hotel Canal
  5. Tag: Unquera – Llanes, 30 KM – Don Paco
  6. Tag: Llanes – Cuerres, 28 KM – Villalen
  7. Tag: Cuerres – Colunga, 29,5 KM – Villa de Colunga
  8. Tag: Colunga – Villaviciosa, 20 KM – Albergue – El Congreso
  9. Tag: Villaviciosa – Gijon, 31 KM – Hotel San Miguel Gijón
  10. Tag: Gijon – Salinas, 30 KM – Cactus Bed & Breakfast Salinas 
  11. Tag: Salinas / Frankfurt a. M.

Packliste

Ich habe mich für den Jack Wolfskin Unisex Wanderrucksack Acs Hike Pack entschieden, ein wirklich gut durchdachter Rucksack mit einem tollen Preis-Leistungs Verhältnis.

Mitgenommen habe ich folgendes:

2 Paar Unterhosen,
2 Paar Merino Wandersocken,
2 Paar Merino Wander T-Sirts (von ALDI),
1 Merino Langarm Shirt,
2 Paar leicht und kurze Salewa Wanderhosen,
1 Lange Wanderhose,
1 Regenjacke mit geringem Packmaß,
1 Ultraleicht Windbreaker,
1 Ultraleicht Handtuch,
Flip-Flops,
Ultralight Schlafsack (520 g),
Waschbeutel,
Schlafanzug,
Notfall Toilettenpapier (feucht),
Powerbank,
USB Kabel und Ladegerät,
iPhone 6,
E-Book,
Ohrenstopfen!!

Fotografiert mit:

Tag 1: Santander – Boo de Piélagos

Ein Vogel im Triebwerk der Iberia Maschine, am Frankfurter Flughafen, verschob den ganzen Zeitplan um 5 Stunden. Ankunft in Santander dann endlich um 17:00. Pflichtbewusst den Anfangsstempel in der Kathedrale besorgt, ging’s danach los an lauten Ausfallstraßen, Eisenbahntrassen, durch Feld und Flur in die Dunkelheit hinein, an kläffenden Hofhunden vorbei in Richtung Herberge, glücklicherweise vorher reserviert!! Hier gab es noch was zu essen und natürliche eisgekühltes San Miguel.

Tag 2: Boo de Piélagos – Santillana del Mar

Eine nicht wirklich reizvolle Etappe, dennoch in der „Stadt der drei Lügen“ angekommen. Santillana del Mar ist weder heilig, noch liegt sie in flacher Landschaft und auch nicht am Meer, Nette Klosterzelle im El Convento bezogen.
Morgen gehts ans Meer!!

Tag 3: Santillana del Mar – Comilla

Leider war ich an diesem morgen wieder einmal der letzte in der Herberge, habe aber dafür um 9:00 Uhr einen schönen Sonnenaufgang über der mittelalterlichen Stadt erlebt. Diesmal eine reizvolle Etappe durch grüne Landschaften bis endlich das Meer vor einem auftauchte. So stellt man sich einen Küstenweg vor. Nach immerhin 25 KM und 560 Gesamt-Höhenmeter, Comillas erreicht, eine kleines Baskisches Küstenstädtchen. Es riecht nach Fisch und Seetang.

Tag 4: Comilla – Unquera

Leider war das Abendessen falsch gewählt, so dass ich am Morgen mit einigen Problem zu kämpfen hatte. Dies führte zu einigen, ungeplanten Zwangspausen ;-). Es ging dann aber doch noch 28 KM und mit 560 Höhenmeter durch alle Landschafts-Formationen, teils mit erschöpfenden Anstiegen, in Richtung Unquera. Hier ein nettes, einfaches Hotel bezogen, ruhig und mit Bar; was will man mehr!

Tag 5: Unquera – Llanes

Nach einer anstrengenden Nacht, Abendessen kam da wieder raus, wo es zuvor den Weg ins innere nahm, in Unquera noch einmal zurück geblickt, dann am einsamsten Bahnhof in Kantabrien vorbei gekommen um dann in Richtung Küste abzutriften. Nach 30 KM und immerhin 760 Höhenmeter (bis jetzt die längste Etappe) endlich in Llanes angekommen. Tolle Unterkunft „Don Paco“ (ein ehemaliges Kloster mit Restaurant) für nur 40,- ergattert. Yeepie! Super toller Weg heute, diesmal 90% unbefestigt. Sonnenloser Wolkenhimmel hat leider die Motivauswahl ein wenig eingeschränkt.

Wie es weitergeht, auf dieser tollen Pilgerroute, insbesondere auf dem spektakulären Küstenabschnitt (E9), erfahrt ihr in Teil 2 (Part 2).

2 Kommentare

  1. Heiner, wie schön, dass du dir die Mühe gemacht hast, den Teil des Weges, den ich im Mai vor mir habe, zu vertexten und zu verbildeten.
    Ich bin letzten Herbst von Irún bis Santander gekommen. Das wird irgendwann auch seinen Weg auf den Blog finden. Da hatte ich aber erstmal ausreichend mit meinem Camino Frances zu tun 😊 Freue mich schon auf das Frühjahr, auch wenn ich in Betracht ziehe, das Industriegebiet hinter Santander zu überspringen.
    Freue mich auf weiter Berichte,
    Audrey

    1. Hi Audrey,
      Danke für Dein Kommentar, freut mich wenn es Dir gefällt.
      Mein Tipp: Die Etappe Gjon – Aviles kann man getrost auslassen und die Strecke mit Bus oder Bahn überspringen. Man läuft nur auf der Straße an Industrieanlagen entlang, wenn dann das Wetter noch schlecht ist, ist das sehr frustrierend.
      Der Abschnitt Santander – Boo de Piélagos (14 KM) läuft auch hauptsächlich an der Ausfallstraße entlang, nur der letzte Teil geht dann durch ländliche Gegenden.

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